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Mal sehen, was das Leben noch zu bieten hat
Weise werden, aber wie? Eine Entdeckungsreise
Ulla Pfluger-Heist

Mit dem vom Verlag vorgeschlagenen Titel sei sie nicht ganz glücklich, verriet mir die Autorin in einem Gespräch – suggeriere es doch vordergründig, man könne sich im Supermarkt des Lebens je nach Angebot das Passende heraussuchen, das Konsumgut Glück oder Weisheit also auf diese Weise erwerben...? Bereits der Untertitel macht aber unmissverständlich deutlich, worum es wirklich geht: „Weise werden, aber wie? Eine Entdeckungsreise“
Und das, was sich auf den nächsten rund 160 Seiten entwickelt, ist ein kleines Wunder:
Ulla Pfluger-Heist nimmt uns mitten hinein in das Abenteuer Leben und ihre klare, empfindsame und zugleich kraftvolle Sprache übersetzt kongenial die inhaltlichen Etappen dieses Weisheitsweges. Das mehrfach zitierte Leitmotiv aus einem Gedicht von Mary Oliver – „Sage mir, was hast Du vor mit Deinem einen, wilden, kostbaren Leben?“ – ruft im Leser immer wieder aufs Neue eine durch innere Fragen belebte Anteilnahme wach, die einen mühelos von Kapitel zu Kapitel führt. Aufgelockert durch Beispiele aus Otfried Preusslers „Kleiner Hexe“ und aus J.K.Rowlings „Harry Potter“, veranschaulicht durch Schilderungen von Reifungskrisen einiger ihrer Klienten und immer wieder erhellend verknüpft mit Zitaten aus der Weisheitsliteratur führt uns die Autorin Windung um Windung immer tiefer in das Mysterium der Weisheit ein. Der Spannungsbogen zwischen dem Wachstumswissen des göttlichen Kindes in uns und dem im praktischen Leben erworbenen Erfahrungswissen wird dabei als ein wesentlicher dynamischer Faktor der seelischen Entwicklung aufgezeigt. Dass sich v.a. die Psychosynthese intensiv mit der Integration dieser Pole befasst und das evokative „Werde, was Du bist!“ (Ferrucci) das Ziel dieses zutiefst weisen Prozesses benennt, zeigt, dass auch bei dieser schon „alten“ Methode gilt: Jung werden und weise bleiben… Was es entwicklungsmäßig braucht, um das Rüstzeug eines Weisen zu erwerben, erläutert die Autorin anhand der 5 Säulen der Weisheit, die auf Forschungen der Psychologieprofessorin Ursula Staudinger zurückgehen. Aber auch hier gelingt das schier Unmögliche: statt einer trockenen Wiedergabe der schwierigen Inhalte wird jeder Aspekt höchst lebendig, kreativ und organisch entwickelt, sodass sich am Ende eines zum anderen fügt und das zu Beginn eingeführte Bild des Baumes vor dem inneren Auge des faszinierten Lesers gewachsen ist. Weder wird das „Weise-Werden“ als ein nur Auserwählten vorbehaltenes Lebensziel dargestellt, noch wird versprochen, dass nach dem Lesen eines Ratgebers jenes leicht zu erreichen sei – aber es wird die Motivation geweckt, sich auf den Weg zu machen, um das Leben nicht nur zu bestehen, sondern als ein höchst individuelles Kunstwerk zu begreifen, das jeder selbst gestalten kann.
Ulla Pfluger-Heist beschränkt sich aber nicht nur auf die individuellen Aspekte dieses Weges – sie rückt auch den transgenerationalen Blick in den Fokus und nicht zuletzt das Eingebundensein in eine größere Ordnung, die sinnstiftend wirkt.
Das letzte Kapitel widmet die Autorin der vielleicht größten Weisheitskraft: der Liebe, gelebt in Leidenschaft als „Seinsweise, die…ein ekstatisches Bewusstsein für die Gesamtheit des Lebens wachruft“ (Anais Nin) – und spätestens da spürt der Leser, was bereits das ganze Buch durchwebt hat: eine tiefe, liebevolle Verbundenheit der Autorin mit dem Menschsein in all seinen Facetten und ein leidenschaftliches Brennen für den seelischen und spirituellen Wachstumsprozess.

Dr. med. Antje Sommer, Lörrach
2.2.09





Buchrezension     
• von Antje Sommer
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